Die Möglichkeit einer Insel : Roman

Houllebecq, Michel, 2005
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Medienart Buch
ISBN 978-3-8321-7928-1
Verfasser Houllebecq, Michel Wikipedia
Systematik WEB - Importe aus Online-Katalogisierung
Verlag DuMont
Ort Köln
Jahr 2005
Umfang 443 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Michel Houllebecq
Annotation "Wer von euch verdient das ewige Leben?". Dieser - von einem Gespräch inspirierte - Satz dient dem zuletzt erschienenen Buch von Michel Houellebecq als taugliches Motto, das gleichermaßen religiösen Unterton und gesellschaftskritische Provokation des Textes spiegelt. "Die Möglichkeit einer Insel", Teil eines in der in die Prosa eingeflochtenen Gedichte, eröffnet sich der Leserschaft gleichsam als Summe und versuchte Weitertreibung der bisherigen Werke des Autors. Elemente seiner früheren Arbeiten, beginnend mit seiner durchaus beeindruckenden Studie über den Schriftsteller H. P. Lovecraft, über seine lyrischen Arbeiten hin bis zu der Erzählung "Lanzarote", bilden die Grundpfeiler dieses Romans: Genetik, Sekten, zynische Beschreibungen der immer liebloser werdenden Medien- und Konsumgesellschaft und natürlich - Sex, Sex, Sex. Houellebecq lässt in zwei Spuren ein gleiches und doch auch völlig ungleiches Paar zu Wort kommen: Da ist Daniel 1, der erfolgreiche, politisch unkorrekte Komiker, dessen Handlungsebene im frühen 21. Jahrhundert angesiedelt ist; und da ist Daniel 24 bzw. 25, der Klonnachfahre des Komikers, ein physiognomisch umgestellter "Neo-Mensch", der aus einem zeitlichen Abstand von knapp zweitausend Jahren die autobiographischen Ausführungen seines DNA-Urwirts kommentiert. Daniel 1 wankt durch ein erfolgreiches Leben voller Ruhm, Geld und Gefühlsmangel. Seiner ersten, überraschend rasch alternden Liebe mangelt es am Wunsch zur sexuellen Ausschweifung, seiner zweiten, wesentlich jüngeren Angebeteten an aufrichtiger und hingebungsvoller Emotion. Die Elemente der Macht im zwischenmenschlichen Beziehungsdschungel gestaltet der Autor erneut in aller Deutlichkeit und Drastik aus: "Die Liebe macht schwach, und der Schwächere der beiden wird unterdrückt, gequält und letztlich vom anderen getötet, der unterdrückt, quält und tötet, ohne sich etwas Böses dabei zu denken und sogar ohne Lust dabei zu empfinden, sondern nur völlige Gleichgültigkeit; und das nennen die Menschen gewöhnlich Liebe." Erweitert um den Problemkomplex des Alterns in einer Gesellschaft, in der nur noch das Monetäre und das Sexuelle Gültigkeit haben, vereinsamt der Protagonist zusehends und geht schließlich ganz in der die Unsterblichkeit versprechenden Sekte der Elohimiten auf. Diese setzt sich, so machen es die Passagen des zukünftigen Daniels deutlich, nach nicht näher beschriebenen Konflikten und Katastrophen durch: "Das Scheitern einer Zivilisation ist eine traurige Angelegenheit [...]." Doch auch das Leben der perfektionierten Klone ist nicht makellos und so bricht Daniel 25, ganz wie schon andere seiner Artgenossen vor ihm, aus dem von Langeweile und Leerlauf bestimmten Leben der Neo-Menschen aus. Die Rückkehr zu Empfindungen, Qual und schließlich auch zu den Emotionen machen deutlich, dass es auch in der skizzierten Dystopie des Künftigen ein Leben ohne Liebe nicht zu funktionieren zu scheint. Ob dieser Ansatz ausreicht, um Houellebecq als Romantiker durchgehen zu lassen, muss die Leserschaft - und auch die (literarische) Zukunft - entscheiden. Thomas Ballhausen

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